lernten die Kinder der Freien Evangelischen Grundschule vom 11.11. bis 15.11. so richtig vielseitig und vor allem praktisch kennen. Vier gemischte Gruppen, in denen jeweils Kinder aller Klassenstufen gemeinsam untersuchten, staunten und lernten viel über Kinderspiele früher, die schwere Arbeit der Männer im Schacht, den harten Arbeitstag der Frauen am Beispiel eines Waschtages, die erzgebirgische Mundart, das Schnitzen sowie Geographisches unnror Gehngd. Mit großer Begeisterung zeigten sie all die Dinge, all ihr Wissen, das sie in dieser Woche erworben hatten, den zahlreichen Besuchern des Tages der offenen Tür, der am Samstag, 16.11. stattgefunden hat und der durch ein tolles Programm unseres Chores, der passend zum Thema „Arzgebirg“, Lieder und Sketche aufführte, komplettiert wurde.
Doch nun zu den Einzelheiten: Dank der Mithilfe vieler Eltern, die an zwei Tagen alle unsere Kinder nach Ehrenfriedersdorf gefahren hatten, konnten all unsere kleinen, neugierigen Forscher ins Schaubergwerk „Sauberg“ einfahren. Alle waren gut vorbereitet, wussten z.B., wie man dort grüßt, woher der Sauberg seinen Namen hat und wie das Werkzeug des Bergmannes heißt. Die Führung war natürlich für alle sehr beeindruckend, denn die alten Maschinen wurden zur Freude aller mit großem Krach losgelassen. Einige Kinder, die sich trauten, durften sogar den funktionierenden Bohrer bedienen. Mit Schlägel und Eisen bewaffnet versuchten andere, kleine Brocken abzuhacken. So bekamen sie einen klaren Eindruck davon, wie schwer die Bergleute rackern mussten.
In einer ergänzenden Station dazu lauschten die Kinder der Sage vom Knappen Daniel, betrachteten und besprachen das Bild vom Altar der Annaberger Sankt-Annenkirche und gestalteten anschließend in Partnerarbeit mittels eines Schuhkartons, schwarzer Farbe, Holzkohlestücken, kleinen Steinen sowie Naturmaterial das Mundloch eines Bergwerks. Diese konnten dann zum Tag der offenen Tür sowohl besichtigt als auch von bastelbegeisterten Kindern nachgebaut werden.
Ein anderes Thema war das Wäschewaschen früher. Auch hier waren alle Kinder sofort gefesselt, denn fast alles war ihnen völlig neu. Woher sollten sie auch wissen, wie es war, als man die Wäsche nicht einfach in die Maschine stecken, Waschpulver dazugeben, einschalten und dann warten konnte, bis alles fertig war. Bei uns war echte Handarbeit gefragt. Heißes Wasser musste bereitet werden, Kernseife und Waschbrett kamen in die Wanne und dann gings los – schrubben, bis es schäumte. Anschließend kam die Wäsche ins Spülwasser, der Wäschestampfer wurde fleißig gebraucht, bis die Seifenlauge sauber war. Anschließend ging es ans Auswringen – ein total fremdes Wort übrigens für die meisten Kinder. Danach wurde die noch nasse, aber nicht mehr triefende Wäsche in die Tischschleuder gelegt. Nach einem ersten Versuch, bei dem das Gerät fast vom Stuhl hopste, merkten die Schüler schnell, dass sie da wohl was falsch gemacht hatten. Nach einem Blick ins Innere stellten sie fest, dass es wohl besser wäre, die Handtücher, Wischtücher, Taschentücher usw. gleichmäßig zu verteilen. Die Schleuder schüttelte trotzdem die sie haltenden Kinder durch, aber wenigsten in erträglichem Maß. Tja, so ein bisschen Physik - die praktischen Auswirkungen der Fliehkraft - kann ja nicht falsch sein.
So, irgendwann ist die Wäsche dann ja trocken und muss gebügelt werden. Hier probierten wir ein altertümliches Gerät mit Schamottstein, der sich innen befindet, aus und stellten im Vergleich mit einem modernen Dampfbügeleisen fest, dass das früher eine sehr mühsame Angelegenheit war.
Waren die Wäschestücke sehr groß, z.B. Tischtücher, Badetücher und Bettwäsche wurden diese in früheren Zeiten gemangelt. Wie gut, dass es in Hormersdorf noch eine Mangel aus dem Jahr 1930 gibt. Da mussten wir natürlich hin. Frau Christina Bucher hat allen vier Gruppen gezeigt, wie die alte knarrende Lady funktioniert und alle waren sehr beeindruckt, wie glatt bzw. weich die Wäsche nach dieser Prozedur geworden war.
Die Station „Hubbekastl unn annor Zeich“ ließ die früheren Spiele wie „Himmlhuppm“ und „Gummihopse“ wieder in altem Glanz erstahlen. Die Kinder verzierten den Fußboden in jeder Etage unserer Schule mit den alt bekannten Kästchen und erstellten eine „Gebrauchsanweisung“ für das Gummitwistspiel. Manche Kinder behalfen sich - ebenso wie ihre Altersgenossen früher – indem sie aus stabilen geeigneten Ästen aus dem Wald Fußballtore bauten.
In Sachen Geographie wurden auch wichtige Grundkenntnisse vermittelt. Die Kinder lernten „unnre Gehngd“ am Bsp. der B 95 von Chemnitz bis Oberwiesenthal kennen. Dabei ging es um Sehenswürdigkeiten und die Lage unserer nächsten Nachbarorte. Ich glaube, jedes Kind weiß jetzt genau, wenn es z.B. von Gelenau nach Hormersdorf will, durch welche Orte es dann fahren muss. Die Eltern können ihr Navi also getrost ausschalten.
Ganz toll fanden die Kinder auch den Besuch der beiden Schnitzer, die ihnen von ihrem Hobby erzählten und danach erste Grundkenntnisse vermittelten. So konnte jedes Kind einen oder mehrere Pilze aus einem Kartoffel schnitzen, manchen gingen auch zur Bearbeitung des eigentlichen Rohstoffs, dem Holz über.
Von Regine Seifert, der Verantwortlichen der Heimatstube, erfuhren wir allerhand über die erzgebirgische Mundart in Geschichten und Liedern. Für einige Kinder war das fast wie eine Fremdsprache. Wörter wie „Tippl“ und „Eikaafstasch“ sind nicht jedem geläufig, obwohl wir doch alle im Erzgebirge wohnen.
Abschließend möchte ich sagen, dass diese Woche eine total fetzige Sache war. Das fanden sowohl die Kinder als auch die Eltern und Gäste, die vom Tag der offenen Tür sehr beeindruckt waren.